Die Kreisjägerschaft Höchstadt lud am 27.9.2024 nach Großenseebach zum Waldgipfel. Anlass war die anhaltende Thematik der schlecht ausfallenden Forstlichen Gutachten. So wurden neben Politik und Ehrengästen vor allem der Fokus auf die beteiligten Interessengruppen gelegt und vor allem Jagdgenossenschaften und Jagdpächter geladen.
Der Einladung folgenden etwas mehr als 100 Personen, wovon immerhin 20% der anwesenden Gäste der Gruppe der Jagdgenossen anhörte. Die Jagdhornbläser des BläserCorps Herzogenaurach begrüßten die Gäste musikalisch und mit einigen Stücken. Danach folgten die Grußworte der anwesenden Politkern aus Landtag und Landkreis. Sie allen wünschten Sich, eine gemeinsame Lösung und Zusammenarbeit zwischen Jägern und Jagdgenossen.
Vorstand der Kreisjägerschaft Rene Barth fand einige einleitende und ernste Worte – er begrüßte insbesondere die Jagdgenossen, welche mit Ihrem Besuch dieses Gipfels den Willen zur Dialogbereitschaft gezeigt haben. Barth weiter: „…Wir haben ein Problem und bis jetzt keine wirkliche Lösung!…“.
So sei die Bilanz der forstlichen Gutachten immer gleich – trotz zum Teil massiv gestiegener Abschusszahlen, sei der Verbiss der Jungpflanzen zu hoch. So würden die Jäger – aufgrund staatlicher Vorgaben – in Bereichen der Kreisjägerschaft mehr als 700 Rehe im 3 Jahresabschussplan mehr schießen als vor 20 Jahren, aber dies mache sich in den Aufnahmen der Forstlichen Gutachten kaum bemerkbar.
Aufgrund der Forstlichen Aufnahmen tendiere man immer weiter von Seiten der Behörde dazu, den Abschuss in die Höhe zu treiben. Barth machte darauf aufmerksam, dass diese Behandlung des Patienten Wald seit 20 Jahren mit immer derselben Medizin vorgenommen werde und dies zu keiner Änderung der Situation führe, man müsse über grundlegende neue und ideologiefreie Ansätze nachdenken, welcher auch für alle beteiligten praktikabel bleibe. Dabei nahm er „seine“ Jäger genauso in die Pflicht Ihren Teil beizutragen wie auch die Gruppe der Waldbauern Ihren Teil beitragen müssten.
Man habe noch unter dem ehemaligen Vorstand Michael Welker zusammen mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an einem Konzept der Schwerpunktbejagung gearbeitet und führe das nun in Kooperation mit dem Amt fort. Barth forderte am Ende seiner Rede einen offenen, ehrlichen und verständnisvollen Dialog zwischen den Beteiligten. „Jeder von Ihnen verdient Respekt, für das was er im Rahmen seiner Möglichkeiten, für unsere heimische Fauna und Flora tut. Nur wenn Sie gemeinsam vor Ort in den Revieren eine Lösung finden, werden wir etwas bewegen können. Es liegt an Ihnen allen, gemeinsam und zusammen.“
Es folgten 3 weitere Vorträge der Referenten Hr. Reiner Seifert (AELF), Fr. Ramona Fehrringer (Bayerischer Jagdverband) und Hr. Boris Segmüller (Rechtsanwalt und Jäger). Hr. Seifert vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten ging in seinem Vortrag auf die aktuelle Situation der Bäume im Wald ein, welche z.T. massiv mit den folgen des Klimawandels und der Dürre zu kämpfen hätten. Mittelfristig werden Kiefer und Fichte den klimatischen Bedingungen nicht mehr standhalten können. Es erfordert einen konsequenten und massiven Umbau des Waldes hin zu klimastabilen Wäldern. Seifert machte unter anderem darauf Aufmerksam, dass die Rot- und Stieleichen die Baumarten sind, auf die es im Jahre 2100 ankomme, weiterhin habe man von Forstverwaltung sich Regionen mit den klimatischen Bedingungen angesehen, dies sei vor allem der Bereich um Südfrankreich. Verschiedene Baumarten wie Eiche, Esskastanie und Speierling werden die Baumarten sein, die mit den zukünftigen klimatischen Bedingungen zurechtkommen werden. Seifert konsultierte: „Wer streut, Rutscht nicht!“ und zeigte so den Waldbauern mögliche Ansätze für den Waldumbau. Seine Förster stehen für Fragen und Beratungen jederzeit zur Verfügung. Weiterhin ging er auf die Jagdstrategie >Schwerpunktbejagung< ein, und zeigte auf, welche Möglichkeiten die Waldbauern und Jäger haben.
Fr. Fehrringer vom Bayerischen Jagdverband – selbst studierte Forstingenieurin und als Försterin tätig – stimmte in Ihrem Vortrag dem Vorredner Hr. Seifert in vielen Dingen zu, zeigte aber auch auf, welche Möglichkeiten Jäger und Jagdgenossen haben, das Rehwild im Wald zu lenken. Sie sprach sich für eine straffe Bejagung des Rehwildes aus, gleichzeitig sei es aber nicht die Aufgabe der Jäger, jedes Reh, welches in Anblick kommt zu erlegen. Sie verdeutlichte ebenso wie Vorstand Rene Barth, dass die Aufgabe der Jäger sei, einen gesunden und tragfähigen Bestand der jeweiligen Art zu hegen. Dafür gäbe es sehr viele gesetzliche und waidmännische Regeln, welche die Jäger beachten müssten. Zielführender sei es, die Rehe aus dem Verjüngungen herauszuhalten, dies gelänge nur teilweise mit Abschüssen an diesen Flächen, wichtig wäre auch alternative Angebote wie Wildäcker zu schaffen, um Rehe dauerhaft zu binden. Fehrringer sprach sich weiterhin dafür aus, die erforderlichen Abschüsse auf mehrere Schultern zu verteilen, hier seien alle beteiligten gefordert, die Jagdgenossenschaften, weitere „Begehungsscheine“ zu erlauben, und Jagdpächter Ihre Reviere entsprechend zu öffnen. 2.800 Absolventen hätten letztes Jahr allein in Bayern in den Jagdkurs erfolgreich absolviert und Ihren ersten Jagdschein gelöst.
Als letzter Referent beleuchtet RA Boris Segmüller in seinem kurzen Vortrag die Ermittlung und Festsetzung der 3 Jahres Abschusspläne für Rehwild. Segmüller stellte die drei rechtlichen Phasen, welche zur Ermittlung und Erfüllung des Abschussplanes durchlaufen werden vor.
Zu Letzt stand eine Fragerunde auf der Tagesordnung. Die Teilnehmer brachten Sich zahl- und wortreich mit verschiedenen Fragen und Meinungen ein. Der als Ehrengast geladene Vorsitzende der Jägervereinigung Neustadt Aisch – Norbert Wanka – sprach sich für eine Änderung des Forstlichen Gutachten weg von einem Negativ Gutachten hin zu einem Positiv Gutachten aus – „es zählt was durchkommt und nicht was verbissen wird.“
Weiterhin ermahnte er die anwesenden Jäger, in die Abschusspläne die realen Zahlen einzutragen. Viele Jagdpächter würden mehr erlegen, gäben dies aber aus Angst nicht an, da diese befürchten müssen, auf diese Zahlen festgesetzt zu werden. Weiterhin konsultierte Wanka der Kreisjägerschaft einen gelungenen Abend organisiert zu haben.
Alle waren sich einig, dass man in die Zukunft schauen müsse und eine Lösung gemeinsam erarbeiten sollte. Über eine Stunde hinweg tauschten sich die anwesenden Gäste über verschiedene Aspekte aus. Erfreulich stellte Rene Barth fest, dass diese Fragerunde sachlich, geordnet und respektvoll ablief, es sei jede Wortmeldung gehört worden. Es sei ein guter Anfang gemacht, dieser sei jetzt von den Beteiligten Gruppen mit Leben zu füllen. Die Kreisjägerschaft bemühe sich weiterhin zu vermitteln und sei mit allen beteiligten Parteien gesprächsbereit. Man wolle die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten fortsetzen, so Barth abschließend.